
Ein Gespräch mit der Wohnungsbaugenossenschaft VORWÄRTS eG über neue Perspektiven in alten Mauern
Lange Jahre lag es im Dornröschenschlaf: das markante Eckhaus an der Alfred-Kowalke-Straße 42 – vielen bekannt als das „Bäckerhaus“. Seit 2015 stand es leer. Geschichten, Mutmaßungen und Spekulationen rankten sich um das denkmalgeschützte Gebäude. Doch seit Mitte 2024 ist klar: Das Haus bekommt eine neue Zukunft. Die Wohnungsbaugenossenschaft VORWÄRTS eG hat das Gebäude gekauft – mit dem Ziel, es behutsam zu sanieren und wieder mit Leben zu füllen. Die CDU Lichtenberg hat mit dem Vorstand, Tom Wünsche und Detlef Siedow, über das Projekt gesprochen.
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CDU Lichtenberg: Herr Wünsche, warum hat sich die Genossenschaft ausgerechnet für dieses Haus entschieden?
Tom Wünsche: Weil es für uns immer dazugehört hat. Wir haben uns über zehn Jahre um das Grundstück bemüht. Unser letzter Neubau an der Einbecker Straße ist übrigens bewusst so ausgerichtet, dass er die Optik des Bäckerhauses berücksichtigt. Architektur ist für uns mehr als Funktion – sie schafft Verbindungen. Es ging uns nie nur um einzelne Gebäude, sondern um ein lebendiges Ensemble. Jetzt, wo das Bäckerhaus Teil davon wird, wächst zusammen, was zusammengehört.
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Detlef Siedow: Und nicht zu vergessen – es wird eine Lücke schließen – in mehrfacher Hinsicht. Das Haus steht an einer städtebaulich prägenden Stelle im Herzen Friedrichsfeldes. Es gehört zum denkmalgeschützten Bereich „Anger Friedrichsfelde“ und ist damit ein wichtiges Zeugnis der Ortsgeschichte. Als wir Ende 2024 die Möglichkeit zum Kauf hatten, war für uns klar: Wir wollen diesem Haus eine Zukunft geben – keine kurzfristige, sondern eine langfristig tragfähige.
CDU Lichtenberg: Das klingt nach viel Verantwortung.
Tom Wünsche: Ja, und genau das sehen wir als unsere Aufgabe. Als Genossenschaft denken wir in Generationen, nicht in Quartalen. Der Kauf war kein Selbstzweck, sondern Teil einer größeren Idee: die städtebauliche Weiterentwicklung rund um die Einbecker Straße – mit dem Bäckerhaus als fehlendem Puzzlestück.
CDU Lichtenberg: Herr Siedow, was ist seitdem passiert – und was passiert aktuell im Haus?
Detlef Siedow: Viel – auch wenn man es von außen vielleicht noch nicht sieht. Wir haben das Gebäude gründlich begutachtet, die Planungen mit Denkmalpflege und Bauaufsicht angestoßen, erste Sicherungsmaßnahmen umgesetzt. Technisch ist das Haus in keinem guten Zustand – nach fast zehn Jahren Leerstand auch nicht verwunderlich. Aber das macht es umso spannender. Wir arbeiten mit Handwerkern, Architekten und Fachleuten daran, aus dem Bäckerhaus wieder ein bewohnbares Stück Stadtgeschichte zu machen.
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CDU Lichtenberg: Was ist geplant?
Detlef Siedow: Das Haus wird denkmalgerecht saniert – Substanz bewahren, Technik erneuern, Wohnqualität schaffen. Am Ende entstehen hier mehrere Wohnungen mit dem besonderen Charakter klassischer Altbauten: hohe Decken, schöne Türen, alte Dielen, große Fenster. Keine Wohnung von der Stange, sondern Wohnraum mit Seele.
CDU Lichtenberg: Und was bedeutet das für den Kiez?
Tom Wünsche: Eine ganze Menge. Das Haus stand lange leer – es war ein Ort, der eher Fragen aufwarf als Lösungen bot. Jetzt kehrt Leben zurück. Die Fassade wird restauriert, der Innenraum neu gedacht. Damit wird nicht nur ein wunderschönes, historisches Gebäude saniert, sondern auch ein ganzes Umfeld aufgewertet – in direkter Nachbarschaft zum U-Bahnhof Friedrichsfelde. Das wird man sehen und spüren.
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CDU Lichtenberg: Was denken Sie, ab wann können die ersten Mieterinnen und Mieter einziehen?
Tom Wünsche: Gute Sanierung braucht Zeit – aber sie zahlt sich aus. Und wir freuen uns schon auf den Tag, an dem in dem Bäckerhaus wieder Licht brennt und dieser besondere Ort mit Leben erfüllt wird. Wir rechnen damit, dass unsere Mitglieder ab dem 2. Halbjahr 2026 einziehen können.
CDU Lichtenberg: Vielen Dank für das Gespräch – und viel Erfolg bei der Umsetzung!
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