An Bürgerinteressen vorbeigeplant

An Bürgerinteressen vorbeigeplant
14.11.2025

Zur geplanten Umgestaltung der Große-Leege-Straße wurden am 13. Oktober die ersten Ideen auf einer Anwohnerversammlung vorgestellt. Drei Varianten sind präsentiert worden. Die Straße soll nach bisherigen Vorstellungen der Planer zu einem begrünten Boulevard umgestaltet werden. Diesem würden allerdings rund 200 Parkplätze zum Opfer fallen. Die Diskussion mit den Anwohnern und die Reaktionen auf diese Pläne zeigen: Hier wurde ganz offensichtlich an der Lebenswirklichkeit in diesem Kiez vorbeigeplant. Kein Wunder: Denn in die Erarbeitung der Planungsvarianten waren die Anwohner bisher nicht eingebunden.
Deshalb fragte Abgeordnetenhausmitglied Prof. Dr. Martin Pätzold beim Senat nach, wie es zur Erarbeitung dieser Varianten kam und wie es nun mit dem Entwicklungskonzept für die Große-Leege-Straße weitergehen soll. Weil der Senat in diesen Prozess selbst nicht eingebunden ist, bat man das Bezirksamt Lichtenberg um Stellungnahme. Erarbeitet wurden die vorgestellten Varianten vom Büros studio polymorph Landschaftsarchitekten, informiert das Bezirksamt. Dieses Büro sei auf Grundlage des Ergebnisses einer Ausschreibung über die Zentrale Vergabestelle des Bezirksamts beauftragt worden. Laut Auftrag des Bezirksamtes sollten in einer Machbarkeitsstudie Möglichkeiten „für eine bessere Aufenthalts- und Erholungsqualität, zur Erhöhung der Biodiversität und Verbesserung des Mirkoklimas“ vorgeschlagen werden. Die Kosten für diese Studie: 35.300 Euro.
Nur schade, dass im Vorfeld der Studie nicht Anwohner mit ihren Ideen, Wünschen und Vorschlägen konsultiert wurden. Denn erst auf der Bürgerversammlung am 13. Oktober wurden sie in den konzeptionellen Prozess einbezogen - was bei vielen mit Blick auf die präsentierten Ergebnisse für Verärgerung sorgte. Auf der Versammlung „wurden die Kenntnisse, Erfahrungen und Sichtweisen der Teilnehmenden aufgenommen und dokumentiert“, heißt es aus dem Bezirksamt. „Parallel wurde eine Online-Beteiligung über das Portal mein.berlin.de bis zum 27. Oktober 2025 ermöglicht. Die Auswertung der Rückmeldungen erfolgt derzeit. Die Ergebnisse fließen in den weiteren Planungsprozess ein.“ Ein weiteres Beteiligungsformat soll am 2. Dezember 2025 stattfinden, bei dem die Auswertung vorgestellt und weitere Anregungen aufgenommen werden, erklärt das Bezirksamt auf Anfrage von Martin Pätzold.
Zu den ersten Tendenzen, die sich aus den bisherigen Rückmeldungen ableiten lassen, heißt es aus dem Bezirksamt:  „Wiederholt wurde auf die Hitzebelastung im Sommer und die Bedeutung von Grünflächen als natürliche Kühlung hingewiesen. Themen wie Verkehrsführung, Parken, sichere Schulwege und Radverkehrsinfrastruktur sowie mehr Grün, mehr schattenspendende Bäume, klimaresiliente und insektenfreundliche Bepflanzung sowie gepflegte Aufenthaltsorte wurden engagiert diskutiert.“
Doch wie wird der Umstand bewertet, dass zahlreiche Anwohner den Eindruck gewannen, dass wesentliche Entscheidungen zur Umgestaltung ohne echte Mitbestimmung der Bürger getroffen wurden? Das Bezirksamt Lichtenberg antwortet auf diese Frage: „Die Varianten sind ausdrücklich nicht als fertige Entwürfe, sondern als Diskussionsgrundlage konzipiert. Sie dienen der Sammlung von Anregungen und Ideen der Bürgerinnen und Bürgern und bilden die Basis für die weitere Bearbeitung. Ergo sind die vorgestellten Varianten nicht in Stein gemeißelt; schließlich befindet sich der Bezirk komplett am Anfang der Beteiligung. Dies hat das Bezirksamt auf der Beteiligungsveranstaltung auch kommuniziert.“
Martin Pätzold kommentiert das bisherige Verfahren zur Umgestaltung der Große-Lege-Straße: „Die sogenannte Bürgerbeteiligung war bisher alles andere als überzeugend, viele berechtigte Einwände wurden ignoriert. Ich setze mich weiter dafür ein, dass diese Pläne so nicht umgesetzt werden. Wir brauchen Lösungen, die den Alltag der Menschen berücksichtigen und keine Ideenskizzen, die an der Realität vorbeigehen.“
Näheres zum weiteren Ablauf des Beteiligungsverfahrens ist auf https://mein.berlin.de/projekte/entwicklungskonzept-groe-leege-strae-2/ zu erfahren.


Informationen zu den Fotos:

Laut erster Planungsvarianten sollen in der Große-Leege-Straße rund 200 Parkplätze wegfalle. Das sorgt bei Anwohner für erheblichen Unmut.