Doch jetzt ist erst einmal der Sport wichtig: Gut eine Stunde haben sich Dietrich und Pätzold im Kalender frei gehalten, um sich mit ihren Mitspielern Max Kröber und Sherin Omer auf den 4. Berliner Tischtennis Firmen-Cup vorzubereiten. In der ersten Etage des Vereins »Kietz für Kids Freizeitsport e.V.« am Hechtgraben in Hohenschönhausen schmettern die vier ihre Bälle über die Platte. Alle verbindet die Freude am Tischtennis und ein orangefarbenes T-Shirt, auf dem in großer Schrift das Motto zu lesen ist: »Erfolg und Spaß inklusive«.
Gelebte Inklusion
Mit fünf Teams hat sich die Synergie GmbH für den Tischtennis Firmen-Cup Berlin im Sport Centrum Siemensstadt (Buolstraße 14, 13629 Berlin) angemeldet. Alle zusammen geben eine nette, lustige und vor allem bunte Truppe ab: Angestellte, Azubis, freie Mitarbeiter, Prokuristin und Geschäftsführer wollen am kommenden Sonntag, 30. August, – gespielt wird ab 8.30 Uhr in Doppelteams – einen der 13 Titel und begehrten Pokale ergattern. Bewusst entschieden sie sich, auch »Externe« in ihre Reihen aufzunehmen. Dr. Martin Pätzold spielt seit vielen Jahren Tischtennis, genau wie der Schüler Max Kröber. Was Außenstehende erst im Gespräch erfahren: Viele der Tischtennisspieler aus dem Synergie-Team haben ein Handicap. »Darunter sind Schwerbehinderte oder an einer Sucht erkrankte Kollegen«, berichtet Karsten Dietrich. Der 15jährige Max beispielsweise ist Autist. »Uns verbindet der gemeinsame Spaß an der Sache und der Wille zum Erfolg«, sagt Dietrich. Hinter dem Projekt steckt aber noch eine ganz andere Botschaft: »Wir reden nicht von Inklusion, wir leben sie!« Zum Ansatz der Teilhabe aller Menschen an der Gesellschaft gehört für Dietrich auch, dass er seinen jungen Mitarbeiterinnen ein Studium finanziert und damit ihre berufliche Perspektive sichert.
Freude und Talent
Max Kröber hat im Tischtennis eine Sportart entdeckt, die ihm viel Freude bereitet. Und er hat Talent. In diesem Jahr wurde er u.a. Bundesvizemeister im Tischtennis mit der Schulmannschaft der Carl-von-Linne Schule – Jugend trainiert für Paralympics. «Inzwischen trainiere ich dreimal die Woche», sagt Max, dem man seine Aufregung nicht anmerkt. Seine Mutter Doreen sagt jedoch, dass gerade bei einem Turnier einige Bedingungen erfüllt sein müssten: »Max braucht einen ruhigen Platz zum Spielen und mehr Pausen als andere Spieler.« Auf keinen Fall darf es wuselig sein. Am Tag des Trainings jedenfalls hat Max Spaß. Die Mitspieler in seinem Team sind ihm vertraut und verbunden. Mit Martin Pätzold an seiner Seite bringt er Karsten Dietrich und Sherin Omer jedenfalls ganz schön ins Schwitzen.
Für den Bundestagsabgeordneten Pätzold ist die Teilnahme am vierten Tischtennis Firmen-Cup auch mit einer politischen Aussage verbunden. Er möchte Unternehmen animieren, Potenziale von Menschen mit Behinderung zu erkennen und dort, wo es möglich ist, Menschen mit und ohne Handicap zusammenbringen.
Autor: Marcel Gäding