Noch vor der Sommerpause, sagt der zuständige Stadtrat für Stadtentwicklung, Wilfried Nünthel (CDU), soll das Papier fertig sein und von der Bezirksverordnetenversammlung (BVV) beschlossen werden. Als Leitbild für den Rummelsburger See gibt es dann den Rahmen für künftige Planungen am Lichtenberger Ufer. Konflikte rund um den Rummelsburger See gibt es reichlich. Sie existieren zwischen den Nutzungen Verkehr und Arbeiten, Kultur und Gastronomie, Freizeit und Sport sowie Naturschutz und Ökologie. Nicht alle Anforderungen aus jedem Bereich werden wohl künftig erfüllt werden können – denkbar ist wohl allenfalls eine Art friedlicher Koexistenz, erklärt Wolfram Siewert von der Planungsgruppe Cassens und Siewert, eines von drei Büros, die mit der Studie zum Entwicklungskonzept beauftragt sind. »Empfindliche Nutzungen und Strukturen«, sagt der Landschaftsplaner, »sollten dabei Vorrang haben«. Das heißt beispielsweise auch, die Entwicklung des Wassersports und –tourismus soll begrenzt werden. Bemängelt werden vielfach als störend empfundene Motorschiffe und –boote, insbesondere sogenannte Partyboote. Das geht allerdings nicht so einfach, denn der eigentliche See gehört dem Bund und dem Land. Der Bezirk kann die Entwicklung nur dort reglementieren, durch die Versagung von neuen Steganlagen beispielsweise. »Wir wollen keinen größeren Fahrgastschiffsverkehr«, verdeutlicht Nünthel die Position des Bezirks hierzu.
Der Stadtrat hatte vor Erarbeitung der Studie den Nachbarbezirk Friedrichshain-Kreuzberg um Mitwirkung ersucht. Zunächst kam eine abschlägige Antwort, doch im Januar 2016 hat Friedrichshain-Kreuzberg selbst ein Büro mit der Erarbeitung eines ähnlichen Entwicklungskonzeptes beauftragt, die Dr. Szamatolski + Partner GbR aus Mitte. Deren Mitarbeiter versicherten kürzlich auf einer Diskussionsverstaltung, »im Wesentlichen« methodisch am Entwicklungskonzept aus Lichtenberg anzuknüpfen und ebenfalls Hinweise vom Runden Tisch Rummelsburger See aufzunehmen.
Der Rummelsburger See, auch Rummelsburger Bucht genannt, ist ein Altarm der Spree. Er befindet sich zwischen Lichtenberg und Friedrichshain-Kreuzberg (Halbinsel Stralau). An der südlichen Verbindung der Rummelsburger Bucht gibt es zwei kleine Inseln. Beide stehen unter Naturschutz. Der See und seine Uferregionen werden insbesondere an den Wochenenden von vielen Berlinern als Naherholungsgebiet genutzt. Der Rummelsburger See ist der city naheste See Berlins. Die Landseite ist überwiegend Bezirks- und Privateigentum, zuständig für Planungen und Genehmigungen sind die Bezirke. Für den See selbst sind Bund und Land zuständig – der Bund für den gewerblichen Schiffsverkehr, das Land für die Wasserwirtschaft, den Gewässerschutz/Gewässerökologie und die Seesanierung. Durch mehr als hundertjährige gewerbliche Nutzung ist der See stark belastet, obwohl um das Jahr 2000 herum bereits Maßnahmen zu einer ökologischen Sanierung mit dem Absaugen von Faulschlamm und einer Spuntwand, die die Strömung am Grund vermindern soll, begannen. Doch auf dem Boden gibt es noch eine mehrere Meter dicke, mit Schwermetallen und Schadstoffen verseuchte Schlammschicht. Die Sedimente werden durch den Schiffsverkehr immer wieder aufgewirbelt. Seit Jahren ist deshalb Baden im See verboten. Kosten für eine Totalreinigung werden auf ca. 250 Millionen Euro geschätzt. Nun wird über die Versieglung von Sedimenten nachgedacht.
Während auf dem Gebiet der ehemaligen Städtebaulichen Entwicklungsmaßnahme Rummelsburger Bucht der Wohnungsbau weitgehend abgeschlossen ist, wird nahe Ostkreuz das neue Quartier An der Mole geplant. Wasserbezogene Gewerbetriebe wollen sich am Standort entwickeln. Unklar sind noch die Entwicklungen auf dem Gebiet des Heizkraftwerks Klingenberg und seines Umfeldes, wo Vattenfall ursprünglich ein neues Kraftwerk bauen wollte. Mit den benachbarten Spree-Studios entsteht ein neuer Standort für Kulturschaffende und die Kreativwirtschaft, südlich des Blockdammwegs ist ein neues Wohngebiet geplant.
Autor: Linna Schererz