Im traditionellen Kellergewölbe des Fünf-Länder-Ecks moderierte der Ortsverbandsvorsitzende Christoph Schütte die Podiumsdiskussion mit Andreas Germershausen, dem Stellvertreter des Integrationsbeauftragten des Senats, Ronald Franke, dem Geschäftsführer des Vereins publicata e.V. für Migration und Integration sowie Sascha Steuer, dem bildungspolitischen Sprecher der CDU im Abgeordnetenhaus. Die Rollen waren schnell verteilt. Franke zufolge seien Integrationsprobleme keine Frage der Herkunft. Auch in deutschen Familien gebe es soziale Verwerfungen wie Armut, Bildungsferne und Verwahrlosung. »Das geht sogar so weit, dass ein deutsches Kind seine ausländische Mitschülerin um etwas zu essen bittet, weil es selbst kein Pausenbrot hat«, so Franke. Er forderte mehr Toleranz und Kompromissbereitschaft bei den Einheimischen.
CDU-Mann Steuer wollte die Situation dagegen nicht schönreden: »Mittlerweile gibt es Schulen, die zu hundert Prozent in türkischer Hand sind«. Da stelle sich die Frage der Integration gar nicht mehr. Türkische Eltern forderten die Abschaffung des Sexualkundeunterrichts, Lehrlinge fragten in der Berufsschule nach einer türkischen Übersetzung der Klausur, weil sie die deutsche Sprache nicht richtig beherrschen. Steuer sieht die Bringschuld in der Integrationsfrage in erster Linie bei den Migranten.
Germershausen schließlich war in der unglücklichen Position, die verfehlte Integrationspolitik des rot-roten Senats rechtfertigen zu müssen. Die geschilderten Beispiele seien Extremfälle. Gleichzeitig räumte er aber auch ein, dass bereits einzelne Kitas in Kreuzberg ihren Unterricht für nichtdeutsche Kinder umstellen.
Bei den Lösungsvorschlägen wurde Steuer am konkretesten. Einerseits sollen Jugendliche stärker gefördert werden, etwa indem man an Sekundarschulen stärker betriebliche Praxis mit der Theorie an der Schule verbindet. Andererseits müsse man gerade Migranten stärker fordern: »Kinder müssen der deutschen Sprache mächtig sein, um die Schule besuchen zu können. Es darf nicht Aufgabe der Lehrer sein, solche Versäumnisse nachzuholen.« Daher forderte Steuer ein verpflichtendes Vorschuljahr für alle Schüler.
»Auch diesmal bot der Lichtenberger Freitag interessante Gespräche, konstruktive Anregungen neue Ideen. Die harte Arbeit bei der Planung dieser Veranstaltung wurde durch konstruktive Vorschläge belohnt und war somit ein voller Erfolg«, resümierte Ortsvorstandsmitglied Florian Foligowski.